Olymp-Ständelwurz
Epipactis olympica
K. ROBATSCH 1990


*Epipactis olympica* K. ROBATSCH, Linzer biol. Beitr. 22/1: 143 – 149 (1990)

Abb. 1
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP





Abb. 2
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 23.07.1991
loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: EG





Abb. 3
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP
Typus: Griechenland; Thessalia, Bezirk Pieriá; Litóhoro, NO-Seite des Berges Olimbos (Olymp), 1100 – 1200 m

Syn.: -
Etymologie:
nach dem Berg Olymp in N-Griechenland benannt

Wuchs und Größe :

kräftig, in der Regel nur einen Spross austreibend, sehr selten zwei oder drei; Wuchshöhe (25) 35-50 (-55) cm; sterile Triebe sind nicht bekannt

Stängel:

bei kräftigen Pflanzen dick; hellgrün bis grün, an der Basis oft heller als im Blütenstand

Blätter:

1 - 2 manschettenförmige Niederblätter,
Laubblätter 3 - 6, oval bis breit lanzettlich (öfter kurz bei ausgewachsenen, lang bei jungen Pflanzen), wenig zugespitzt, gelegentlich am Rand gewellt;
waagrecht vom Stängel abgehend, höhere Blätter nach unten gebogen, an helleren Stellen schräg aufwärts stehend, mittelgrün,
Verteilung meist gleichmäßig;
Maße in der Originalbeschreibung: unterstes Blatt 4,5 cm lang und 3 cm breit, das folgende 6 cm lang und 4 cm breit, das nächste 6,5 cm lang und 4,5 cm breit Hochblätter 3 – 4, lanzettlich, 6,5 cm lang und 1 cm breit

Blütenstand:

Ähre meist auffallend dicht und reichblütig (30 – 50 Blüten), bei Jungpflanzen lockerer mit weniger Blüten (ab 12 Blüten), allseits orientiert, ein Viertel bis die Hälfte des Stängels einnehmend;
Spindel im Bereich des Blütenstandes nur schwach behaart; Samenstand ebenfalls häufig sehr dicht und nahezu zu 100% bestäubt

Fruchtknoten und Stiel:

lang, schmal, leicht behaart, grün

Tragblätter:

schmal lanzettlich, die untersten bis 4 cm lang und 0,5 cm breit, die Blüten überragend, häufig leicht abwärts weisend

Blüten:

teils nickend; teilweise sehr weit geöffnet, dann schnell schließend

Bestäubung obligat autogam

Sepalen:

außen und innen apfelgrün, manchmal weißlich, teils sehr weit nach hinten geschlagen, vor allem die Spitzen der Sepalen, seitliche 10 mm lang und 5 mm breit, das mittlere 9 mm lang und 4 mm breit

Petalen:

außen grün, innen grün mit breitem weißlichem oder selten rosa Randbereich, 8 mm lang und 3,5 mm breit

Hypochil:

sehr breit, flach, außen blass grün, innen grün bis hellbraun (Originalbeschreibung: rosa), Nektar führend

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

breit


Epichil/Kalli:

dreieckig, etwas länger als breit (5 mm lang und 4 mm breit), die Spitze ausgestreckt bis etwas nach unten geschlagen; weiß mit leicht rosa Basis, zur Spitze hin grün werdend; Kalli sehr flach, die seitlichen zartrosa, der mittlere rosa bis grünlich

Gynostemium:

Klinandrium bis Mitte der Anthere, tief und durch eine hohe Leiste geteilt;
zwischen Anthere und Klinandrium ist ein seitlicher Durchblick gegeben, d.h., Anthere kurz gestielt, schmal, in der Aufsicht mit stumpfer Spitze;
Rostellum hoch aufgerichtet, lang und schmal, nach der Originalbeschreibung mit einem kleinen, aber nicht funktionsfähigen Viscidium;
Narbe rundlich bis viereckig mit unterseits schräg abstehenden Wülsten, der obere Teil etwas bauchig gewölbt;
Staminodien schmal und schmächtig;
Pollen nur kurz kompakt, dann krümelig – körnig werdend, wird bald nach dem Aufblühen am oberen Narbenrand verteilt; obligat autogam, Bestäubung erst nach dem Aufblühen

Blütezeit:

Angabe in der Originalbeschreibung: A7 – M8; eigene Beobachtung: (M6) A7 – M7 (A8), relativ früh und kurz, deutlich vor E. helleborine und E. subclausa
Variabilität:
Die Sippe ist wenig variabel, also gut stabilisiert. Habituell kann man durchaus Unterschiede finden, die auf Standortfaktoren oder das Alter der Pflanzen zurückzuführen sind: Kräftige Pflanzen haben meist kürzere Laubblätter und einen dichteren Blütenstand mit deutlich mehr Blüten als schwache Pflanzen. Die Blüten variieren meist nur wenig: Das Epichil kann nach unten gebogen sein oder ausgestreckt, Grün- und Rosatöne sind bei verschiedenen Pflanzen unterschiedlich stark ausgeprägt. Das Hypochil kann innen grün oder (häufiger) hellbraun sein.

Es wurde auch eine Pflanze mit deutlich stärker gefärbten Blüten gefunden, die ansonsten die typischen Merkmale von E. olympica aufweist (vgl. die letzten Abbildungen). Möglicherweise handelt es sich hier aber um die noch unbeschriebene Hybride mit E. helleborine, da die Pflanze nach den anderen Exemplaren am selben Fundort zur Blüte kam.
Verwechslungsmöglichkeiten:
aufgrund der oft kurzen Blätter, des dichten Blütenstands, der Autogamie und der artspezifisch ausgeprägten Lippe kaum mit weiteren Arten zu verwechseln.
Verbreitung

Gebiet:

bisher nur gemeldet von der Ost- und Nordflanke des Olymp, es scheint sich offenbar tatsächlich um einen Endemiten des Olymp zu handeln, der auch nur eine bestimmte Höhenstufe im Buchenwald besiedelt und von sehr wenigen Fundorten mit wenigen Pflanzen bekannt ist


Höhe:

830 – 1200 m


Stand 2010
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info

Stand 2010
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info

Abb. 4
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
830 m
Foto: HP
Standort

Boden:

tiefgründig über Kalk, humusreicher und mit Kalkschotter durchsetzter Untergrund

Exposition:

bekannt sind bisher nur sehr wenige Fundorte in Ost-, Süd- und Nordlage

Biotoptyp:

unterwuchsarmer, ursprünglicher, luftfeuchter Buchenwald (Fagetum nudum) mit wenigen Kiefern oder Tannen, gewöhnlich stärker geneigte Hanglagen und Rinnen, die nicht so schnell austrocknen und den größten Teil des Tages beschattet sind; an einer Stelle schattiger Straßenrand-Bereich


Abb. 5
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Vergesellschaftet mit Ceph. damasonium, Ep. exilis und Ep. subclausa, im oberen Bereich auch Neottia nidus-avis und Ep. helleborine.
Foto: HP

Abb. 6
Griechenland, Thessalia, Litóhoro,12.07.2000
850 m; zusammen mit Ceph. damasonium
Foto: HP


Abb. 7
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 09.07.2000;
im Umkreis auch Ep. helleborine
Foto: HP

Besonderheiten

Die Art scheint fast nur blühende Sprosse auszubilden, die offenbar auch nicht jedes Jahr erscheinen. Dies führt dazu, dass in verschiedenen Jahren unterschiedlich viele Exemplare gefunden werden. Bei zu trockener Witterung sterben zudem viele Pflanzen noch vor Blütebeginn ab. So dürfte es insgesamt mehr Pflanzen geben als allgemein angenommen, auch schon, weil viele ausgedehnte Waldgebiete am Olymp bisher kaum durchsucht wurden. Trotzdem handelt es sich bei der Art um eine der seltensten Orchideen überhaupt, jährlich werden normalerweise deutlich weniger als 50 Pflanzen gefunden. Gefährdet ist E. olympica an ihren wenigen Wuchsorten potentiell durch Wild- und Haustier-Verbiss, bzw. durch Freistellung (Windwurf, Waldnutzung, Waldbrände). Ähnlichkeit besitzt die Sippe am ehesten mit E. leptochila und E. greuteri. In der Bestäubungseinrichtung ähnelt sie E. exilis. Ihren Standort teilt E. olympica hier und da mit E. helleborine, E. subclausa und E. exilis , außerdem mit Cephalanthera damasonium, C. rubra und Neottia nidus-avis. Auch C. longifolia, Limodorum abortivum, Corallorhiza trifida, Orchis purpurea, Dactylorhiza saccifera und Platanthera chlorantha können in der Nähe von E. olympica gefunden werden.

Problematik


ROBATSCH gibt in der Erstbeschreibung für den loc. typ. eine Höhe ab 1100 mNN an. Dies ist mit ziemlicher Sicherheit ein Fehler, die Örtlichkeiten sind genau bekannt. Die Höhenangaben müssen also höchstwahrscheinlich um 100 m nach unten korrigiert werden.
Auch die Blütezeit stimmt nicht (mehr?). Mit großer Wahrscheinlichkeit wird man auch in kühlen Jahren heute Mitte August keine blühenden Pflanzen mehr finden können. Möglicherweise ist dies eine Auswirkung der Klimaerwärmung.
ROBATSCH gibt in seiner Beschreibung auch klar ein Viscidium an. Wir haben allerdings keines gesehen und auch auf den Fotos fehlt es.

Abb. 8
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 9
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 10
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 11
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 12
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 23.07.1991
loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: EG

Abb. 13
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 12.07.2000
850 m
Foto: HP

Abb. 14
Griechenland, Olymp, 10.07.2001
Foto: SH

Abb. 15
Griechenland, Olymp,Litohoro, 20.06.2014
Sterile Exemplare kommen nur sehr selten vor.
Foto: HP

Abb. 16
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP

Abb. 17
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 18
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 19
Griechenland, Olymp, 05.07.2015
Foto: SH

Abb. 20
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP

Abb. 21
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 22
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 23
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 24
Griechenland, Olymp, 10.07.2001
Foto: SH

Abb. 25
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 26
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP

Abb. 27
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP

Abb. 28
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 29
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

/
Abb. 30
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH


Abb. 31
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 32
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 33
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 34
Griechenland, Olymp, 10.07.2001
Foto: SH

Abb. 35
Griechenland, Olymp, 10.07.2001
Foto: SH

Abb. 36
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 37
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 38
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 39
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 40
Griechenland, Olymp, 04.07.2015
Foto: SH

Abb. 41
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 42
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 43
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 44
Griechenland, Olymp,11.07.2015
Foto: SH

Abb. 45
Griechenland, Thessalia, Litóhoro ,22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP

Abb. 46
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP

Abb. 47
Griechenland, Thessalia, Litóhoro ,22.06.2003
1000 m, loc. typ.von Epipactis olympica
Foto: HP

Abb. 48
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 12.07.2000
1050 m, loc. typ.von Epipactis olympica,
m öglicherweise Bastard mit E. helleborine
Foto: HP

Abb. 49
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 12.07.2000
1050 m, loc. typ.von Epipactis olympica,
möglicherweise Bastard mit E. helleborine
Foto: HP

Abb. 50
Griechenland, Thessalia, Litóhoro, 12.07.2000
1050 m, loc. typ.von Epipactis olympica,
möglicherweise Bastard mit E. helleborine
Foto: HP
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