Spinnen-Ragwurz
Ophrys sphegodes
MILLER (1768)


Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Orchideae
Subtribus: Orchidinae
Blütezeit: M 4 - M 6
Beschreibung
Die Große Spinnen-Ragwurz gehört im Mittelmeerraum zu den formenreichsten Orchideen und wird - je nach Auffassung - in zahlreiche Arten, Unterarten und Varietäten gegliedert. Nördlich der Alpen präsentiert sie sich jedoch einheitlicher.
Ihre Wuchshöhe beträgt in etwa 15 - 45 cm hoch. Die Pflanze hat 3 bis 6 kräftige, blaugrüne, breit-lanzettliche Rosettenblätter sowie
mehrere scheidige Stängelblätter.
Der Blütenstand ist locker und trägt 2 bis 8 relativ große (15-23 mm) Blüten.
Die Sepalen sind länglich-eiförmig und meist hellgrün gefärbt, selten leicht rötlich. Die Petalen sind gelbgrün bis braunrot, mindestens halb so lang wie die Sepalen und fast rechteckig, oft mit gewelltem Rand. Die tief dunkelbraune Lippe ist meist breiter als lang, ansatzweise dreilappig mit mehr oder weniger stark gehöckerten und beaarten Seitenpartien. Das Lippenanhängsel ist bei dieser Art kaum ausgeprägt oder fehlt ganz. Der Lippenrand ist gelegentlich gelblich, aber nicht so ausgeprägt wie bei Ophrys araneola. Das Basalfeld ist dunkelrot bis dunkelbraun, das Mal
H-förmig und graublau bis violettblau. Das Säulchen ist kurz zugespitzt.
Die Blütezeit beginnt Mitte / Ende April und zieht sich bis Ende Mai, in den kühleren Flußtälern sogar bis Mitte Juni hinein. In Unterfranken blüht die Art etwas früher als an den höher gelegenen südbayerischen Standorten.
Wolfratshausen, 28.05.2005
Foto: U. Grabner

Verwechslung:
Von der Kleinen Spinnen-Ragwurz unterscheidet sich die Große durch insgesamt größere Dimensionen (Blütengröße 15 - 23 mm). Die Lippe ist stärker gehöckert als die der Kleinen Spinnen-Ragwurz und hat meist keinen oder nur einen sehr schmalen gelben Rand. An gemeinsamen Standorten in Unterfranken treten Hybriden beider Sippen auf. Durch Rückkreuzung mit den Elternarten verschwimmen hier die Abgrenzungen beider Arten.

Würzburg, 27.04.2004
Foto: M. Klüber
Würzburg, 12.04.2007
Foto: M. Klüber
Augsburg, 04.05.2008
Foto: U. Grabner
Würzburg, 12.04.2007
Foto: M. Klüber

Lebensraum

Die Große Spinnen-Ragwurz wächst in Nordbayern auf Halbtrockenrasen, an buschigen Hängen und an den Säumen lichter Kiefernwälder. Im Alpenvorland wächst sie auf Heiden und Streuwiesen in den großen Flusstälern. Sie gedeiht ausschließlich auf basischem Untergrund in klimatisch begünstigten Lagen und bevorzugt wechselfeuchte Böden.

Würzburg, 12.04.2007 - Biotop in Nordbayern -
Fotos: M. Klüber
Verbreitung
Die Große Spinnenragwurz kommt von der iberischen Halbinsel über Südengland und Mitteldeutschland bis nach Rumänien und zum Balkan vor. Die Südgrenze der Sippe ist unklar, da im Mittelmeerraum zahlreiche sehr ähnliche, teils nicht klar abgrenzbare Sippen vorkommen.
Wolfratshausen, 25.05.2006 - Biotop in Südbayern, 06.08.2008 -
Fotos: U. Grabner
© AHO-Bayern e.V.
Verbreitung in Bayern / Gefährdung
Bis vor wenigen Jahrzehnten waren in Bayern Vorkommen nur südlich der Donau bekannt. Seit 1997 wurden jedoch in Mainfranken, später auch am Rand der Rhön und in Oberfranken, einige Neufunde bekannt, teils an altbekannten Standorten der Kleinen Spinnen-Ragwurz. Diese nordbayerischen Vorkommen schließen nun die ehemalige Lücke im Verbreitungsgebiet zwischen den altbekannten Vorkommen im Tauber-Gebiet und im Thüringer Becken.
In Bayern ist die Große Spinnen-Ragwurz insgesamt sehr selten und wird in der Roten Liste Bayerns von 2003 mit 1 (vom Aussterben bedroht) geführt.
Gefährdungen resultieren vor allem aus dem Verbuschen oder Verbrachen der Standorte sowie aus dem Orchideentourismus an den trittempfindlichen Habitaten.
Marco Klüber
Verbreitungskarte im PDF-Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU

Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern

Wenn die Große Spinnen-Ragwurz im Biotop von anderen Ophrys- Arten begleitet wird, sind Hybriden nicht ausgeschlossen.
In Südbayern sind diese jedoch nur sehr selten zu finden.
Untenstehend noch zwei Aufnahmen einer Hybride mit der Fliegen- Ragwurz (Ophrys insectifera) von Wolfratshausen, die 2005 gefunden wurde, in den folgenden Jahren offenbar aber nicht mehr erschien.
Wolfratshausen, 28.05.2005 - Ophrys insectifera x Ophrys sphegodes -
Fotos: U. Grabner
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