Kriechendes Netzblatt
Goodyera repens
(L.) R. BROWN (1813)


Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Cranichideae
Subtribus: Goodyerinae
Blütezeit: A 7 - E 7
Beschreibung

Kleine 5 – 25 cm hohe schlanke Pflanze mit vielen dicht stehenden, behaarten, weißen Blüten, die einseitswendig angeordnet sind. Stängel oben drüsig behaart. Ovale bis herzförmige, am Grund eine Rosette bildende, dunkelgrüne Blätter. Diese Blätter weisen eine mehr oder weniger deutliche netzartige Zeichnung auf (Name !). Die Rosetten werden im Sommer gebildet, überwintern und sterben nach der Blüte im kommenden Jahr ab.
Die Blütezeit dieser zierlichen Orchidee erstreckt sich von Anfang bis Ende Juli, Hauptblütezeit ist Mitte Juli.

Verwechslung:
Eine gewisse Ähnlichkeit haben die Sommer-Drehwurz (Spiranthes aestivalis) und die Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis). Jedoch haben diese stärker röhrenförmige Blüten und wachsen in anderen Lebensräumen. Die Herbst-Drehwurz blüht zudem erst ab Ende August

Blütenstand – Zauppenberg 13.07.2009
Foto: F. Fraaß

Blattrosette mit schwach netzartiger Zeichnung – Zauppenberg 13.07.2009
Foto: F. Fraaß

Lebensraum

Das Netzblatt wächst zumeist auf kalkhaltigem, manchmal oberflächig versauertem Boden gerne zwischen Moos. Die Orchidee steht meist halbschattig im (lichten) Kiefernwald bis 1500m, kann aber auch in Mischwäldern oder zwischen jungen Fichten vorkommen. Bevorzugt werden häufig Stellen mit wenig Bodenvegetation und moosigen Polstern. Aber man kann die unscheinbaren Pflanzen auch zwischen Gras finden. Sie meiden zu sonnige Stellen, da die nicht sehr tief in den Boden dringenden Wurzeln auf eine gewisse Feuchtigkeit angewiesen sind.

Habitus – Zauppenberg 13.07.2009
Foto: F. Fraaß

Als Bestäuber gelten in erster Linie Hummeln und Furchenbienen, hier eine Ackerhummel (Bombus pascuorum) - Wolfratshausen 10.07.2009
Foto: U. Grabner

Lichter Kiefernwald mit Wacholder in Flussaue bei Wolfratshausen mit zerstreuten Vorkommen des Netzblattes - 10.07.2009
Foto: U. Grabner

Verbreitung

Das kriechende Netzblatt kommt in Europa und Asien von der borealen bis zur submeridionalen Zone vor. Jedoch weist es auch immer wieder Verbreitungslücken auf.

Verbreitung in Bayern / Gefährdung

Die Verbreitungsschwerpunkte in Bayern liegen in Unterfranken, der Fränkischen Alb und Fränkischen Schweiz sowie im Alpenvorland. Diese seltene Orchidee ist vor allem durch ein Zuwachsen der Lebensräume bedroht. Auch Kahlschlag und Eintrag von Luftstickstoff bedrohen diese konkurrenzschwache Art, so dass manche Standorte schon nach wenigen Jahren wieder erloschen sind.

© AHO-Bayern e.V.
Verbreitungskarte im PDF- Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU

Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern

Zahlreiche Pflanzen im Biotop auf moosigem Kiefernwaldboden zwischen niedrigem Gras – Zauppenberg 13.07.2009
Foto: F. Fraaß

Stattliche Gruppe im Abendlicht – Zauppenberg 13.07.2009
Foto: F. Fraaß

Einzelblüten – Zauppenberg 13.07.2009
Foto: F. Fraaß

Bestäubte Einzelblüten, sehr wahrscheinlich mit Pollen der gleichen Blüte - Wolfratshausen 30.07.2004
Foto: U. Grabner

Florian Fraaß

Literatur:

AHO Bayern e.V., Die Orchideen Deutschlands, 2005.

AHO Bayern e.V., Orchideen in Bayern, 2006.

BARTHEL, P. -Orchideen – erkennen und schützen, Stuttgart, 1993.

BAUMANN, H., S. KÜNKELE & R. LORENZ - Die Orchideen Europas, Stuttgart, 2006.

PRESSER, H. -Die Orchideen Mitteleuropas und der Alpen, Landsberg/Lech, 2000.

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